Gruppenregeln

Schweigepflicht in der Gruppenpsychotherapie

Selbstverständlich besteht für den Gruppentherapeuten Schweigepflicht. Er ist zu absoluter Vertraulichkeit verpflichtet – mit Ausnahme einer einzigen Situation: wenn ein Gruppenmitglied oder ein anderer Mensch in unmittelbarer Gefahr schwebt, schwerwiegend geschädigt zu werden.

Für die Weitergabe von Informationen an Außenstehende ist die schriftliche Schweigepflichtsentbindung notwendig.

Wenn Sie sich gleichzeitig in einer Einzeltherapie bei einem/r anderen Therapeuten/in befinden, bitte ich Sie um Erlaubnis, in regelmäßigen Abständen mit ihrem Einzeltherapeuten zu kommunizieren. Ihre Therapeut*innen sind ihre Verbündeten, und es ist für ihre Therapie wichtig, dass sie miteinander kommunizieren. Bitte sprechen Sie mich also gegebenenfalls an, um eine schriftliche Schweigepflichtsentbindung zu vereinbaren.

Ebenso wird auch von allen Gruppenmitgliedern Vertraulichkeit erwartet und Sie stimmen dieser formlos durch die Teilnahme an der Gruppe zu. Dies ist notwendig, um eine sichere Umgebung für die therapeutische Arbeit zu schaffen und die Entstehung von Vertrauen innerhalb der Gruppe zu ermöglichen. Den meisten Menschen, die sich einer Therapie unterziehen, ist es wichtig, dass diese ihre Privatangelegenheit bleibt, weshalb sie es vorziehen, mit anderen Menschen nicht darüber zu sprechen. Falls Sie jedoch in Gesprächen mit Freund*innen, Partner*innen oder Familienmitgliedern irgendwann auf ihre Gruppentherapie zu sprechen kommen möchten, sollten Sie ausschließlich über das sprechen, was sie selbst erlebt haben, nicht über die Erlebnisse anderer Gruppenmitglieder. In keinem Fall sollten Sie Außenstehenden gegenüber die Namen anderer Gruppenmitglieder erwähnen oder irgendetwas sagen, wodurch sich die Identität anderer Gruppenmitglieder entschlüsseln lässt.

In der Gruppe kennen sich alle Teilnehmer*innen beim Vornamen und wir duzen uns untereinander.

Tiefenpsychologische Gruppenpsychotherapie

In der tiefenpsychologisch orientierten Gesprächsgruppe fließen meine Erfahrungen aus systemischen, gestalttherapeutischen, achtsamkeitsbasierten und körperorientierten Ansätzen mit ein. Dabei stehen die Selbsterfahrung und die individuellen Anliegen jedes Einzelnen im Vordergrund – es gibt also grundsätzlich kein vorgegebenes oder eingegrenztes Thema. Das Verbindende ist die gemeinsame Arbeit an der Beziehung zu sich selbst und von da ausgehend zu Anderen.

Die Gruppe bietet einen haltgebenden Raum, in dem jeder mit seinen Themen da sein und arbeiten kann – und in dem jede(r) genau so und mit dem da sein darf, was gerade ist. Durch gegenseitige Unterstützung und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspektiven in einem konstruktiven und wertschätzenden Rahmen kann der Gruppenprozess ein sehr kraftvolles und anregendes Mittel sein, um durch wichtige Erkenntnisse und Schlüsselerfahrungen in der Arbeit an den eigenen Themen voran zu kommen. Ergänzend zu den Gruppenterminen sind begleitend in größeren Abständen Einzelgespräche möglich.

Es gibt keine im Voraus festgelegte Tagesordnung für die einzelnen Sitzungen. Die Teilnehmer*innen sind aufgefordert die eigenen Anliegen und Themen, persönliche Probleme oder Beziehungsaspekte einzubringen, die für die Probleme und Ziele derentwegen sie in Therapie sind, relevant sind. Die Grundidee der tiefenpsychologischen Gruppentherapie ist die Verbesserung der Beziehung zu sich selbst und zu anderen. Dabei zeigt die Erfahrung, dass man nicht nur dadurch profitiert, dass Andere einen selbst in den eigenen Anliegen unterstützen, sondern dass auch das Unterstützen Anderer in deren Anliegen und Themen bereichernd sein und ganz wesentlich zum eigenen Fortschritt beitragen kann. Selbstoffenbarungen sind notwendig, um von einer Gruppentherapie zu profitieren, doch sollten die Mitglieder sich grundsätzlich erst dann offenbaren, wenn sie das Gefühl haben, dass sie dazu bereit sind. Niemand sollte zu Bekenntnissen und Einblicken in seine Gedanken und Gefühlswelt gedrängt werden.

Um eine therapeutische Umgebung zu schaffen, sind die Gruppenmitglieder stets aufgefordert sich anderen Mitgliedern gegenüber in konstruktiver Weise zu äußern. „Authentisches“ Feedback als unreflektierter „ehrlicher“ Impuls kann verletzend, kränkend, abwertend und destruktiv sein. Wahrhaftiges Feedback konzentriert sich darauf, was im Hier und Jetzt geschieht und bezieht dabei die eigene Resonanz mit ein und reflektiert sie. Es beschuldigt nicht, ist zugewandt und persönlich, sodass es eine Beziehung zwischen demjenigen, der Feedback gibt und demjenigen, der es erhält herstellt. Direkte Ratschläge von Gruppenmitgliedern und Therapeuten sind dabei nicht immer von Nutzen.

Ich nenne das Kommunikationsprinzip in der Gruppe „Resonanzorientierung“: es geht nicht darum, im Sinne der schonungslosen Konfrontation „authentisch“ zu sein, sondern sich in einer Grundhaltung aufeinander einzulassen, die jede(n) genau so da sein lässt wie er oder sie gerade da ist. Dann ist ein wahrhaftiges Feedback immer eine Selbstoffenbarung, die bereit ist, auch das eigene in dieser Mitteilung in den Blick zu nehmen.

Die Rolle des Therapeuten ähnelt eher der eines teilnehmenden Moderators, als der eines fachlichen Experten. Der Therapeut ist auch nicht dafür da, die Arbeit für die Teilnehmer zu leisten. Für die Frage wie sehr der Einzelne von der Gruppe profitiert, ist es häufig viel relevanter, wie die einzelnen Teilnehmer und die Gruppe insgesamt die Sitzungen gestalten. Oft sind Äußerungen der Gruppenmitglieder mindestens genauso wichtig oder wichtiger als Äußerungen des Therapeuten.

Aufgrund der Erfahrungen während der Coronaepedemie weise ich nochmal gesondert auf den Umgang mit Infektionsanzeichen hin: sollten Sie Infektionsanzeichen an sich wahrnehmen oder mit Menschen mit Infektionsanzeichen in unmittelbarem Kontakt gestanden haben, können Sie in der Gruppe eine Maske aufsetzen oder von der Gruppenteilnahme absehen. Im Raum selbst läuft ein Luftreinigungsgerät, die hohen Decken sorgen für ein ausreichendes Luftvolumen. Vor, nach und zur Hälfte der Gruppe wird einmal stoßgelüftet. Bitte waschen Sie sich möglichst, bevor Sie zur Gruppe gehen die Hände, zusätzlich steht Desinfektionsmittel in der Praxis zur Verfügung.

Die Gruppe findet grundsätzlich montags von 15:00 Uhr bis 16:40 Uhr (Gruppe 1) oder von 17.00-18:40 Uhr (Gruppe 2) statt. Bitte kommen sie möglichst pünktlich innerhalb der 5 Minuten vor Gruppenbeginn! Der Gruppenraum ist schuhfrei. Bitte platzieren Sie ihre Schuhe auf der linken Seite (vor dem Gruppenraum), damit der Wartebereich auf der rechten Seite frei bleibt. Sie können in der Gruppe trinken, Gläser stehen zur Verfügung. Ich bitte Sie, benutzte Gläser im Anschluss selbständig abzuwaschen und in der Teeküche zum Trocknen zu stellen.

Manche Prozesse, die in der Gruppe stattfinden sind zeitlich nicht immer sinnvoll ganz pünktlich zu begrenzen. Nach Möglichkeit halten Sie sich daher bitte den Zeitraum von insgesamt 2 Stunden frei, falls die Gruppe überzogen wird.

Die Teilnehmerzahl ist auf bis zu 9 Teilnehmer*innen begrenzt. Die 100-minütige Sitzung stellt eine Therapieeinheit dar, sodass zum Beispiel bei 60 genehmigten Therapiesitzungen 60 Gruppen-Doppelstunden durchgeführt werden können. In den Schulferien findet in der Regel keine Gruppentherapie statt, es sei denn dies wird ausdrücklich mit der Gruppe so vereinbart. Weitere Termine, an denen die Gruppe montags nicht stattfindet, beispielsweise wegen Fortbildungen, werden frühzeitig mitgeteilt.

Um der Gruppe einen stabilen und verlässlichen Rahmen zu geben, aber auch als wirtschaftlicher Schutz für mich als Therapeuten, berechne ich ab der vierten Sitzung im Kalenderjahr, an der ein Gruppenmitglied nicht teilnehmen kann ein Ausfallhonorar von 70€. Außerdem wird dieses Ausfallhonorar fällig, wenn die Nichtteilnahme später als bis 9.00 Uhr am Tag des Gruppentermins angekündigt wird (am besten per Email).

Wenn ein Gruppenmitglied sich entscheidet, vor Ablauf des von der Kasse genehmigten Sitzungskontingents die Gruppentherapie zu beenden, so ist vereinbart, dass derjenige nach der Mitteilung dieser Entscheidung an den Therapeuten oder die Gruppe noch an zwei weiteren Gruppensitzungen teilnimmt. So soll einerseits gewährleistet sein, dass sich Gruppenmitglieder voneinander verabschieden können, denn auch der Abschied ist ein wichtiger Teil der Beziehung, auf die man sich miteinander einlässt.

Beziehungen von Gruppenmitgliedern außerhalb der Gruppe

Die Therapiegruppe ist nicht der geeignete Ort, um Freundschaften zu schließen. Vielmehr ist es ein soziales Lernfeld, ein Ort, an dem man Fähigkeiten entwickeln kann, die es ermöglichen, bedeutsame und befriedigende Beziehungen aufzubauen. Therapiegruppen fördern nicht den Kontakt zwischen ihren Mitgliedern außerhalb des Gruppengeschehens. Eine freundschaftliche und erst recht eine romantische Beziehung außerhalb der Gruppe zwischen den Mitgliedern einer Therapiegruppe behindert potentiell die therapeutische Arbeit innerhalb der Gruppe, da sich zwangsläufig persönliche Erwartungen (z.B. Loyalität, Verbindlichkeit, Versorgung, Sicherheit etc.) aneinander entwickeln. Da der Gruppenraum sein Potential gerade dadurch entfaltet, dass jede(r) ganz da sein darf, was auch immer gerade innen ist, können solche Dynamiken den Gruppenprozess schnell stören und beeinträchtigen. Deshalb sollten Mitglieder auch, wenn sie sich außerhalb der Gruppe in einem anderen Kontext begegnen, einen angemessenen Umgang miteinander finden und bewahren. Gibt es hier Rollenkonflikte, die sich ergeben können, sollte das unbedingt thematisiert und miteinander der Umgang damit besprochen werden. Wenn ein Gruppenmitglied aus der Gruppe ausscheidet, kann es seinen Kontakt an andere Teilnehmende weitergeben – nach dem Therapieprozess sind freundschafltiche Beziehungen problemlos möglich.

Manchmal entwickeln Gruppenmitglieder starke Gefühle gegenüber anderen Mitgliedern. Sie sollten dann stets versuchen über diese Gefühle in der Gruppe zu sprechen, ob es nun positive Gefühle sind oder auch solche wie Ärger und Enttäuschung.