Regeln für die integrative Körpertherapiegruppe

Folgende Einführung erläutert den Ablauf und die Regeln im Umgang miteinander. Sie wird am Anfang jeder Gruppensitzung wiederholt:

Einführung

„Bevor wir uns gemeinsam einstimmen, möchte ich kurz das Setting, den Ablauf und ein paar wichtige Regeln erklären:

Ihr arbeitet jeweils paarweise, eine ist die erfahrende, eine die begleitende Person.

Die erfahrende Person ist auf der Matte, die Begleitende daneben mit Kissen oder Sitzstuhl auf dem Fell.

Die erfahrende Person begibt sich auf eine innere Reise, indem sie sich ganz darauf einlässt, die Sprache Ihres Körpers wahrzunehmen.

Unser Körper hat unmittelbaren Zugang zu zwei wahrhaftigen, grundlegenden Erfarhungen: er weiß genau, was nicht stimmt und drückt das dann in Erregung, Verspannung, Schmerz, Unruhe oder in irgendeiner anderen Qualität aus.

Und: er weiß genau wie es stimmen würde. Diese beiden Weisheiten nutzen wir in der integrativen Körpertherapie, um das, was nicht stimmt mit dem Wissen darum, wie es stimmt zu verbinden und so zu integrieren.

Bei dieser Reise seid Ihr eingeladen alles so auszudrücken, wie es Euch entspricht: still, mit dem Atem, mit Tränen, mit Gesten, oder Ihr könnt dem/der Begleiter*in Eure inneren Bilder erzählen oder Eure Emotionen mit Stimme und Bewegung ausdrücken. Alle Impulse, die authentisch aus dem Integrationsprozess des Körpers entstammen sind hilfreiche Weggefährten auf eurer Reise und bringen Euch ein Stück weiter voran.

Die Rolle der Begleiter*innen ist vor allem DA zu sein. Präsent zu sein bedeutet nicht, mit dem Anderen zu verschmelzen und mit der „vollen Aufmerksamekeit beim Anderen“ zu sein, sondern in Kontakt mit Dir selbst und der eigenen inneren Resonanz zu sein, und von da aus den Anderen präsent wahrzunehmen. Ihr bietet Eure Begleitung und Unterstützung an. Wenn Ihr einen Impuls spürt, fragt immer nach, ob er passt und drängt den Erfahrenden auf keinen Fall zu etwas. Zum Beispiel indem ihr fragt: „Ich habe den Impuls, deine rechte Hand zu berühren, würde das für dich passen?“

Ihr müsst nicht übervorsichtig sein, aber haltet Euch tendenziell eher zurück, als dass Ihr zu aktiv seid. Vermeidet Interpretationen und Gespräche, um den Erfahrenden nicht aus dem Körperprozess heraus „in den Kopf“ zu lenken.

Für beide Partner*innen gilt: wenn Ihr mit etwas unsicher seid, könnt Ihr mich jederzeit dazuholen.

Regeln für Berührungen:

Die Begleiter*innen können ihre Impulse anbieten, in der Regel kommt aber die Bitte um eine bestimmte Berührung vom erfahrenden Partner. Berührungen können entweder unterstützend sein, dann sind sie meistens flächig und sanft, oder sie können Widerstand und Grenze anbieten, dann sind sie eher mit den Handballen oder Fingerspitzen und druckvoller. Nehmt euch in beiden Rollen Zeit zu überprüfen, ob eine Berührung wirklich stimmt. Eine Korrektur ist keine Kränkung. Es ist so wichtig, dass die Antwort, die die Berührung gibt, wirklich stimmt. Wie die passende Antwort auf eine Frage.

Manchmal kann eine Berührung mit Teilen des Körpers (Anlehnen, in den Arm nehmen) stattfinden. Damit sich beide sicher fühlen, nutzt bitte Kissen oder Decken vor Becken-. Rumpf- und Brustbereich, um hier eine zusätzliche, gut wahrnehmbare Grenze einzuführen. Das hindert die heilsame Botschaft in keiner Weise daran, sich zu entfalten.

Genauso wichtig wie die Berührung, ist für den Erfahrenden, innerlich der Botschaft dieser Berührung nachzulauschen – wenn Ihr sie hören könnt, könnt Ihr den Begleitenden auch bitten, sie für Euch auszusprechen (z.B. „Ich bin da und Du bist angenommen“). Nehmt euch Zeit, diese Botschaft wirklich ankommen zu lassen in allen Zellen. Der Körper spricht niemals nur vom Hier und Heute, er trägt immer die ganze gelebte Geschichte in sich und so können auch all diese Schichten die gute heilsame Botschaft empfangen – nehmt euch Zeit dafür.

Beide Partner*innen achten immer darauf, dass sich Berührungen sicher anfühlen, und wenn sie es nicht tun – warum auch immer – ist es wichtig und unbedingt notwendig, das offen zu kommunizieren. Die wichtigste Regel lautet: die erfahrende Person führt, alles was die begleitende Person tut, ist präsent zu sein, für sich selbst zu sorgen und das zu geben, was sich gut anfühlt.

Viele frühe Verletzungen und Defizite sind dadurch entstanden, dass die Bindungspersonen selbst in sich nicht versorgt und stabil waren. Es macht also überhaupt keinen Sinn, wenn die begleitende Person aus ihrer Komfortzone heraus geht. Also: sorgt dafür, dass Ihr es bequem habt und dass Ihr Euch sicher fühlt.

Etwa 10 Minuten vor dem Ende der inneren Reise, werde ich Euch Bescheid geben. Nehmt Euch dann Zeit, mögliche Berührungen zu lösen. Die erfahrende Person sollte dabei die Wahrnehmung festigen, dass alles, was in Ihr durch die Berührung angeregt und unterstützt wurde, ein eigenes Potential und eine eigene Fähigkeit darstellt. So können das Erleben der Abhängigkeit davon, dass eine andere Person „das Richtige tut“ verringert und das Erleben von Selbstwirksamkeit gestärkt werden.

Der ganze Prozess wird begleitet von Musik, das hilft den Kopf auszuschalten. Wenn ihr Geräusche hört, lasst sie einfach sein, kümmert euch nicht um die Anderen, dann ist es meist so, dass die Aktivität der Anderen, auch wenn sie einmal intensiv sein sollte, euch sogar eher hilft, das Eigene zu vertiefen.

Wenn irgendetwas stockt, nicht weitergeht, schwierig wird, unklar ist – gebt einfach Bescheid, ich bin da.

Es gibt Farben und Malblöcke, und wer mag kann nach der Körperreise seine inneren Bilder zu Papier bringen. Wir stimmen uns gleich gemeinsam ein, danach habt Ihr etwa 50 Minuten Zeit und zum Ende hin schließen wir gemeinsam ab. Wenn Ihr mit Eurem Prozess früher fertig seid, bleibt bitte nach Möglichkeit an Eurem Platz, macht es Euch bequem und lasst das Erlebte nachwirken. Bitte nur wenn es dringend notwendig ist auf Toilette gehen, weil das Öffnen der Tür meistens auch den Schutzraum öffnet.“